Lena & Oma Hedi: Eine Frau, ihr Fahrrad und ihre knallrosa Jacke, die jeder und jede im Dorf kennt
Lena & Oma Hedi
Eine Frau, ihr Fahrrad und ihre knallrosa Jacke, die jeder und jede im Dorf kennt.
Oma, Opa, Mama & Lena – das war lange meine Vorstellung von Familienleben: Wir vier, eine Wohlfühloase. Meine Omi und mein Opi sind von je her ein fester und mit der wichtigste Bestandteil in meinem Leben. Ich bin so dankbar beide noch heute an meiner Seite zu haben. Oma und Opa, die beiden gibt’s für mich – zumindest in meinem Kopf – auch fast nur im Doppelpack und doch beide mit einer ganz unterschiedlichen Rolle in meinem Leben. Meine Omi, die moderne, warmherzige 82-Jährige. Eine Frau, ihr Fahrrad und ihre knallrosa Jacke, die jeder und jede im Dorf kennt. Wenn wir früher zu zweit auf dem Rad – erst ich bei ihr auf dem Gepäckträger, dann irgendwann mit meinen eigenen Rad – durch die Straßen unseres Dorfs gefahren sind, kam oft der Satz:
„Ah Hedi, is des doi kleeni Lena?“
Ja, Hedis kleine Lena, die nach der Schule immer gern zu Omi nach Hause ist, die sich auf warmes Mittagessen bei Oma gefreut hat und die von Oma Hedi viel gelernt hat: Selbstlosigkeit, Liebe, mit 82 noch gefühlt Anfang 70 zu sein, aber auch die ständige Sorge, dass es den Liebsten nicht gut genug geht.
Oma Hedi setzt heute noch alles daran, dass es uns immer irgendwie gut geht und würde selbst immer zurückstecken, bevor es anderen nicht gut geht. Auf der einen Seite bewundere ich diese Selbstlosigkeit, auf der anderen Seite wünsche ich mir, dass sie sich selbst mehr Gönnen würde und sei es nur sich einmal in der Woche ’nen großen Becher Eis.
Nie werde ich die stolzen Blicke meiner Omi vergessen: Sei es bei einer meiner Theateraufführungen, sei es bei meiner Bachelorverleihung als sie Tränen in den Augen hatte, sei es, als sie stolz im ganzen Dorf erzählt hat, dass meine erste Doku im Fernsehen läuft oder einfach nur bei einer meiner zahllosen Aufführungen im Wohnzimmer stolz klatschte. Dieser Blick und diese Liebe hat sich fest in meinem Kopf eingebrannt.
Ich bin mit meiner Oma – und natürlich auch meinem Opa und meiner Alleinerziehenden Mama – groß geworden und habe von allen so unfassbar viel Liebe erfahren. Wir vier, wir sind schon immer ein gutes Team gewesen und trotzdem habe ich oft ein schlechtes Gewissen, dass ich insbesondere Oma und Opa ihre bedingungslose Liebe gar nicht so zurückgeben kann. Primär, weil ich nicht mehr zu Hause in unserem kleinen Ort lebe und es irgendwie nicht öfter als einmal im Monat nach Hause schaffe und gerade von Oma weiß, dass sie sich das wünschen würde.
Trotzdem ist meine Liebe unendlich und ich hoffe, dass sie weiß, dass es nichts mit fehlender Liebe, sondern einfach mit Veränderungen und anderen Lebensmittelpunkten zu tun hat. Denn im Inneren bin ich immer noch die kleine, sommersprossige Lena, die bei Oma auf dem Schoß sitzt und mit ihr ihre Lieblingssendung „Wer wird Millionär“ schaut oder die Teenagerin Lena, die von Oma mit dem Auto mal auf einer Party abgeholt wurde – ja, weil meine Oma a.) einfach cool war und mich nachts abgeholt hat und b.) ja, weil sie selbstlos war/ist und Angst gehabt hätte, wenn sie’s nicht getan hätte.