Wenn wir uns mal eben vorstellen dürfen:
Hi, na? Das auf dem Bild, das sind Oma Klara und ich, Edith Löhle. Unsere Verbindung, unsere Gespräche, unsere Konflikte und unser Lachen legten den Grundstein von Hey Nana. Wir wollten andere dazu inspirieren, ebenfalls liebevolle Generationendiskurse zu führen. Und das haben wir geschafft! Hey Nana wurde zu einer bunten und rührenden Sammlung an Gesprächen, Anekdoten und Beiträge mit und über unsere Omas …
2021 ist Klara im Alter von 96 verstorben – in dem Wissen, dass unsere Plattform dafür gesorgt hat, dass ein paar mehr Enkelinnen sich noch mal anders mit ihren Omas auseinandersetzten. Klara konnte es jedes Mal kaum fassen, wenn ich ihr wieder mal einen Zeitungsartikel über uns zwei vorlegte. Ihren Gesichtsausdruck werde ich nicht vergessen, als ihr dann sogar das Zeit Magazin im Newsletter zum 96. Geburtstag gratulierte hat. Da malten Klaras Lippen Zufriedenheit, Stolz, Freude und ein bisschen Ehrfurcht in ihr Gesicht.
Kurz um: Auch wenn das Bild von uns in die Jahre gekommen ist, die Botschaft dahinter ist es nicht! Und deshalb habe ich mich entschieden, auch nach Klaras Tod Hey Nana weiterzuführen und ihr Bild und unsere Geschichte als Denkmal prominent auf der Plattform stehen zu lassen.
Wie alles begann: „Hast du ein Auto in Berlin?“, fragte mich Oma. Einfache Frage, wa? Die Antwort aber, die war alles andere als einfach, denn sie machte ein gesellschaftliches Problem deutlich – und war der Anstoß für Hey Nana.
Ich bin Journalistin und Autorin, ich kann mit Worten, doch meiner 94-jährigen Oma vom Bodensee das Modell Car-Sharing zu erklären, war eine Herausforderung. In meinem kläglichen Versuch musste ich mich erst einmal all der hippen Anglizismen entledigen, um am Ende zu merken, dass meine Lebenswelt in ihrer Selbstverständlichkeit auch in deutscher Sprache nicht zu greifen ist. Zumindest nicht für eine Frau, die 1925 geboren wurde.
Die Kluft zwischen Jung und Alt ist riesig, und technischer Fortschritt und individueller Freiheitsdrang machen’s noch gravierender. Aber die Sprachbarriere ist keine Einbahnstraße, es ist ein Generationskonflikt. Mir ist klar, dass meine Oma Klara Dinge drauf hat, die ich und die Frauen meiner Generation nicht annähernd verstehen oder umsetzen können. Dass ihr Werte wichtig sind, die meiner Altersgruppe verloren gegangen sind.
Ich versuchte mich also in die Lage einer Rentnerin zu versetzen, die den Fernseher anschaltet und dann beschallt wird mit Werbung für Apps und digitalen Inhalte auf Geräten, die sie nicht besitzt. Ach ja, angepriesen werden diese von Menschen, die jung und fit sind …
Die Gedankenreise hat sich ein bisschen angefühlt, wie damals in der Schule ausgegrenzt zu sein, wenn die anderen irgendwann nicht mehr mit einem spielen wollen. Nicht geil.
Was wäre unsere Gesellschaft ohne die Alten? Was wären wir ohne ihre Lebenserfahrung? Was wären wir ohne unsere Omis? Und was wären sie ohne uns? Ich habe also beschlossen, genau diesen Austausch mit meiner Oma zu dokumentieren und hielt es für eine schöne Idee, dass meine Mutter, Doris Löhle, Fotografin und Oma Klaras Tochter, die Bilder von unseren Treffen macht.
Was zunächst als schönes Frauen-Projekt in unserer Familie gedacht war, reifte zur Idee der Plattform heran, die das Gesprächsfeld für andere eröffnete. Immerhin geht es hier um ein gesellschaftliches Thema, also müssen wir auch gesamtgesellschaftlich an die Alten denken. Hier darf jetzt also Jede im eigenen Ton über ihre Verbindung zur Oma, zur Wahl-Omi oder Rentnerin von nebenan schreiben.