Carina & Oma Elfriede:
„Du, ich und das rote Sofa“
Lange bevor Frauenpower zum Markenzeichen der Spice Girls und Jahre später zu einer gesellschaftlichen Bewegung avancierte, wurde sie mir praktisch in die Wiege gelegt. So weit ich zurückdenken kann, gab es meine Oma, meine Mama und mich im Dreierpack. Drei Generationen und ein Bund, der alle neuen Lebensumstände überstanden hat. Als Kind war es für mich selbstverständlich, diese beiden Frauen immer an meiner Seite zu haben. Erst später wurde mir bewusst, wie sehr mich eben dieses weibliche und liebevolle Umfeld geprägt hat.
Auch unser Umzug von Österreich nach Deutschland konnte mich nicht von meiner Oma entfernen.
Wenn ich zu Besuch kam, saßen wir zusammen auf ihrem roten Sofa. Manchmal quatschten wir, meistens schauten wir einfach gemeinsam fern, während ich meinen Kopf auf ihren Schoß oder ihre Schulter legte. Die Jahre vergingen, die Tradition blieb. Dort auf diesem roten Sofa konnte ich wieder Kind sein und Geborgenheit in den Armen meiner Oma finden. Dort, wo alles ganz unbeschwert war, während draußen das Leben tobte.
Von klein auf schenkte mir meine Oma Zeit und Aufmerksamkeit. Zum Beispiel, als sie das Publikum spielte, weil ich ihr im Wohnzimmer eine Tanzshow vorführte. Oder als wir gut zwanzig Jahre später mit der Sonne im Gesicht um den Wörthersee spazierten. Sie hat mir vielleicht keine speziellen Lebensweisheiten oder Lehren mit auf den Weg gegeben. Aber ich habe von ihr das wertvollste Geschenk bekommen, was sich ein Mensch wünschen kann: bedingungslose Liebe. Was sich kitschig anhören mag, ist mitverantwortlich dafür, dass auch ich heute so lieben kann und emphatisch bin. Ich erinnere mich noch daran, wie sie ihren Ehemann bis zum Tod gepflegt und nie aufgegeben hat. Ich lernte, was es bedeutet, selbstlos zu sein.
Hätte ich beim letzten Mal gewusst, dass ich nie wieder auf diesem roten Sofa sitze werde, wäre ich auf dem Schoß meiner Oma bestimmt noch ein bisschen länger liegen geblieben. Seit der Diagnose im vergangenen Jahr hat sich viel verändert. Das rote Sofa gibt es nicht mehr, da sie aufgrund ihrer Krankheit woanders hinmusste. Trotz vieler Tränen und neuen Herausforderungen ist unsere Verbindung geblieben. Jedes Mal, wenn wir telefonieren, sagt mir meine Oma: „Wenn du glücklich bist, dann bin ich auch glücklich.“ Ich weiß von ganzem Herzen, dass sie diese Worte genau so meint.