Hier geht es nicht um die Politik von Annalena Baerbock, wir sind bei HeyNana, hier geht’s um prägende Großmütter. Wobei, so ganz trennbar ist das bei unserer Außenministerin nicht – das politische Engagement habe sie schließlich von Oma. Aber von vorne: Alma Choroba hieß Annalenas Oma mütterlicherseits und ihr verdankt Annalena nicht nur Wertevorstellungen und Lektionen, sondern auch einen ihrer Vornamen. Gestatten, Annalena Charlotte Alma Baerbock, die erste Frau an der Spitze des Auswärtigen Amtes.
Fragt man die Grünen-Politikerin nach ihrem Vorbild, dann fällt immer ein Name: Alma, ihr Kraftmensch und ihre größte Inspiration, denn, so Annalena in einem kurzen Gespräch mit HeyNana, die Großmutter hätte immer ihre Vision für eine friedlichere und nachhaltigere Welt inspiriert.
„Wir verdanken unseren Großmüttern, dass meine Generation und jüngere in Frieden leben konnten, denn die haben dieses Europa mitaufgebaut. Und es ist an uns, dieses Europa, das sie geschaffen haben, jetzt zu verteidigen.“
Der Antrieb kommt aus der Familienhistorie. Alma wurde 1926 in Oberschlesien (heute Polen, damals noch dem Deutschen Reich zugehörig) geboren, sie hat den Krieg als junges Mädchen miterlebt. Sie heiratet jung ihre erste große Liebe: Viktor. Doch der fällt im April 1945 in der Schlacht um Königsberg. Über den großen Schmerz der Kriegsjahre spricht Alma mit ihrer Enkelin – und zwar um stets klar zu machen, dass Frieden nicht selbstverständlich ist.
1958 siedelten Annalenas Großeltern aus Polen nach Niedersachsen über. Die ersten zwei Jahre verbrachten sie in einem Lager ganz in der Nähe von Hannover, bevor sie eine eigene Wohnung beziehen konnten. Alma Choroba arbeitete als Reinigungskraft in einer Sparkassenfiliale, in Annalenas Biografie („Jetzt: Wie wir unser Land erneuern“) schreibt sie darüber, dass sie als Kind oft mit dabei war und in den Geschäftsräumen spielte. Sie erinnert sich auch gern an die gemeinsame Zeit im Schrebergarten. Oma Alma las täglich Zeitung und war immer über die Weltlage informiert, bis zu ihrem Tod 2015 mahnte sie unablässig zum Frieden.
Sprung ins Jetzt: Es ist 2024 und Frieden scheint fragil. Die Erinnerungen an die dunklen Kapitel der europäischen Geschichte und die vermeintlichen Lehren aus den beiden Weltkriegen sind präsenter denn je. Da ist Besorgnis, da ist Anspannung und da ist Schmerz. Wo anfangen? Der Krieg in der Ukraine hat die Grenzen des Friedens auf unserem Kontinent wiederaufgezeigt und die geopolitischen Spannungen verstärkt. Wir sehen die humanitären Katastrophen, im Sudan, im Kongo, im Gazastreifen, auf der ganzen Welt und die massiven Fluchtbewegungen – auch durch die direkten Folgen der Klimakatastrophe. Laut EU-Kommission benötigen in 2024 fast 300 Millionen Menschen humanitäre Hilfe. Gleichzeitig erleben wir einen Anstieg an Antisemitismus und Rassismus in Deutschland und das „nie wieder“, das uns an die Zeiten, die Almas Generation erleiden mussten, erinnern soll, scheint plötzlich wie ein leeres Versprechen.
Es ist Annalena Baerbocks Job, den Frieden zu sichern. Unter anderem. Was würde Alma heute am Kaffe-Tisch zu ihrer Enkelin sagen? Was würde sie zur Europawahl und auch zu ihrem Job sagen? Da überlegt Baerbock nicht lange: „Ihre Hauptbotschaft wäre, mach alles, dass unser Frieden gesichert bleibt! Meine Oma ist die Generation, die den Krieg in seiner vollen Härte miterlebt hat. Und sie hat mir immer gesagt, Annalena, Frieden ist das Wichtigste und denke immer an die Frauen, weil auch sexualisierte Gewalt, Vergewaltigung als Kriegsmethode eingesetzt wird – was wir auch in der Ukraine erleben von russischen Truppen genau wie die Verschleppung von Kindern. Im Krieg leiden die Schwächsten am meisten, würde sie sagen.“
Danke für die Realisation an die Agentur People Person. Foto: Grüne im Bundestag, S. Kaminski